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Sie machen 20 Jahre Technologie rückgängig

19 novembre 2020
Die Waadtländer Weinbau-Pioniere Raoul Cruchon und Raymond Paccot werden von ihren Töchtern abgelöst. Klar, wagen auch sie Neues.

Laura Paccot und Catherine Cruchon, Sie sind daran, die Weingüter Ihrer erfolgreichen Väter zu übernehmen. Wo stehen Sie 
in diesem Prozess?

Laura Paccot: Ich habe bereits 2018 die Verantwortung in den Rebbergen übernommen. Dieses Jahr bin ich zudem für 49 Prozent der Arbeit im Weinkeller verantwortlich. Mein Vater Raymond Paccot ist immer weniger im Betrieb, wird mich jedoch weiterhin unterstützen.
Catherine Cruchon: Da ich seit 2012 im Betrieb mitarbeite, trage ich die Verantwortung im Keller inzwischen fast alleine. Im gesamten Betrieb teile ich die Verantwortung noch mit meinem Vater. Geplant ist, dass ich das Weingut in drei Jahren mit meinen zwei Cousinen Laura und Yaelle Cruchon sowie meiner Lebenspartnerin Margaret übernehmen werde.

Was machen Sie anders im Rebberg als Ihre Väter? 
Paccot: Viele kleine Dinge wie zum Beispiel das Gras zwischen den Reben wachsen lassen, damit die Wurzeln der Rebstöcke tiefer gehen. Wir haben erfolgreich Milch anstatt Kupfer gegen falschen Mehltau gespritzt. 
Cruchon: Wenig. Mein Vater arbeitet bereits biodynamisch und hat ständig Kupfer und Spritzmittel reduziert. Doch ich muss mir Gedanken machen, wie ich mehr Schatten in die Rebberge bringe. Eventuell pflanzen wir Bäume, was ein gutes Mikroklima erzeugen würde. Wie Laura wollen wir mithilfe von Spezialisten die Biodiversität fördern.

«Wir gehen weg von Hefe und Bakterien.»

Was machen Sie im Weinkeller anders als Ihre Väter? 
Cruchon: Ich modernisiere die Etiketten laufend. Zudem bin ich mit Orange Wines am Ausprobieren und stelle Weissweine ohne Schwefel her. Ich mache viele Versuche mit natürlichem Vulkanschwefel und natürlicher Hefe. Bei der Vinifizierung von Rotweinen schaue ich, was bei einer Gärung mit ganzen Trauben passiert, und was, wenn ich nur eine Hälfte der Trauben presse. Laura und ich gehen weg von Hefe sowie Bakterien und filtrieren weniger. Somit gehen wir zurück zur Natur und machen 20 Jahre Technologie rückgängig.
Paccot: Ich lasse Weissweine in der Flasche gären und stelle daraus unseren Pet Nat «De Facto» her. Zudem vinifiziere ich Chasselas, orange und rote Weine ohne Schwefel. Diese Weine sind viel lebendiger, ihre Textur ist breiter und sie sind einfacher zu trinken.   

Was sind Ihre aktuellen Projekte ?
Paccot: Mithilfe des neuen Conservatoire Mondial du Chasselas La Côte wollen wir das genetische Erbe des Chasselas erhalten. Chasselas ist eine alte Rebsorte mit einer grossen Vielfalt. Es liegt an uns jungen Winzerinnen und Winzern, diese zu nutzen, um uns an den neuen Konsumstil und das Klima eines jeden Terroirs anzupassen.
Cruchon: Als Mitglied der Fachgruppe Wein und Rebberg von Bio Suisse – mit dem Knospen-Label – erfahre ich zum Beispiel, wie es wäre, mit Drohnen zu spritzen und wie sich die neuen Piwi-Sorten machen.

(Interview Sarah Sidler)


Zu den Personen

Laura Paccot
Die 30-Jährige ist nun für 19 Hektaren Trauben der Domaine La Colombe von Raymond Paccot im La Côte sowie deren Verarbeitung verantwortlich. Die Mutter einer zweieinhalbjährigen Tochter führt als Mitglied des Stiftungsrats Conservatoire Mondial du Chasselas 
La Côte altes Weinwissen in eine neue Zukunft.

Catherine Cruchon 
Die 33-jährige Weintechnologin übernimmt allmählich mit ihren zwei Cousinen und ihrer Lebenspartnerin das Zepter der Domaine Henri Cruchon in Echichens. Die Weine aus 32 Hektaren vinifiziert sie bereits. Sie gründete zudem die «Association bio», bei der fast nur Winzerinnen dabei sind.


Informationen

www.lacolombe.ch 
www.henricruchon.com

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